Fotos: © Vahan Badalyan, Zaruhi Karapetyan, Lucien Haug

The Mechanics of the Human Heart (Մարդու սրտի մեխանիկան)

Klassenzimmerstück in Yerevan und Gyumri, Armenien

Lucien Haug/National Center of Aesthetics/Ministry of Education, Science, Culture and Sports

Vier Schüler*innen, die allesamt bei der Zuteilung einer Klassenarbeit übrig geblieben sind und sich daher wohl oder übel zusammenschliessen müssen, sollen sich über die Funktionsweise des menschlichen Herzens schlau machen. Während Emili die einzige ist, die den Auftrag der Biologielehrerin richtig verstanden und allerlei anatomisches Wissen zusammenträgt, herrscht bei den anderen Verwirrung: Gor bringt alle Liebesbriefe mit, die er je geschrieben hat, Beata wuchtet Studien und Statistiken zum armenischen Liebesleben auf den Tisch und Gevorg hat das Tagebuch seiner grossen Schwester entwendet. Als nun ausgerechnet der übermächtige Bully Milena das Zimmer betritt und der selbsternannten «Verlierergruppe» zugeteilt worden scheint, brechen die Dämme und es wird klar, dass hier niemand wirklich jemandem vertraut. Und das alle erst mal ihr Misstrauen abbauen müssen, um sich Vertrauen zu erarbeiten. Klar ist: Warum soll irgendjemand erst über die Anatomie Bescheid wissen müssen, bevor diese drängenden Fragen nach Liebe und Zugehörigkeit geklärt sind?

Klassenzimmerstücke gibt es in der armenischen Theaterlandschaft nicht. Dieses Projekt, das vom armenischen Kulturministerium unterstützt wurde, hat erfolgreich versucht, dieses Format in zwei sehr unterschiedlichen Regionen zu implementieren. Themen, die den Jugendlichen am Herzen liegen, sollen dabei in ihrer unmittelbaren Nähe verhandelt werden: im Klassenzimmer. Bestenfalls werden damit Diskurse angestossen, die die armenische Gesellschaft umtreiben: Welches Zukunftsbild eines Zusammenlebens soll verfolgt werden, welche Freiheiten sollen jungen Menschen zugestanden werden und – ganz unabhängig von den Erwachsenen: Wie können sich junge Menschen miteinander verbinden, um Solidarität und Freundschaft, aber auch Kunst und Kultur zu erleben.

Spiel – Yerevan:Armenika, Aschot, Gor, Lilit, Maria, Mariam, Nare, Veronika; Gyumri: Garik, Hasmik, Hripsime, Monika, Nare, Rita, Samvel, Samvel, Silvik, Susik, Tatyana

Regie/Text: Lucien Haug; Produktionsleitung/Dolmetschen: Zaruhi Karapetyan; Übersetzung Text: Mariam Gurzadyan; Gesamtleitung: Vahan Badalyan

Film: Albert Movsesyan